Sexuell übertragbare Infektionen (STIs)

Es gibt mehr als 30 Erkrankungen, die sexuell übertragbar sind und durch Bakterien, Viren, Pilze oder Einzeller ausgelöst werden.

Als „klassisch“ sexuell übertragbaren Krankheiten werden Syphilis, Gonorrhoe, Ulcus molle und Lymphogranuloma venereum bezeichnet, die im österreichischen Geschlechtskrankheitengesetz verankert sind. Andere sexuell übertragbare Infektionen sind u.a. HIV, Trichomoniasis vaginalis, Chlamydia-trachomatis-Infektion, Humane Papillomviren (HPV), Herpes genitalis und Krätze. Zur Gruppe der sexuell übertragbaren Infektionen mit Erkrankungen anderer Organe gehören Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C und Zytomegalie.

Laut World Health Organization (WHO) stecken sich weltweit täglich eine Million Menschen mit einer der vier folgenden sexuell übertragbaren Infektionen an: Chlamydien, Gonorrhoe, Syphilis oder Trichomoniasis vaginalis.

Die Infektionen verlaufen oft mit geringen oder unspezifischen Symptomen oder sogar symptomlos. Dadurch bleiben sie oft lange Zeit unbemerkt und können bei (ungeschütztem) sexuellen Kontakt unbewusst übertragen werden. Das Übertragungsrisiko verringert sich für die meisten sexuell übertragbaren Infektionen durch die Verwendung von Safer Sex Mittel.

Die angegeben Informationen ersetzen nicht den Besuch bei einem/einer Arzt/Ärztin oder eine Therapie.

 

Syphilis

Syphilis ist eine in verschiedenen Stadien verlaufende bakterielle Infektion, die fast ausschließlich beim Geschlechtsverkehr übertragen wird. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis dreizehn Wochen. Durchschnittlich bildet sich nach ca drei Wochen ein kleiner Knoten an der Eintrittsstelle der Bakterien, welcher sich zu einem schmerzlosen Geschwür ausbildet (Primäreffekt). Das Geschwür sondert eine farblose Flüssigkeit ab, die besonders viele Erreger enthält und äußerst ansteckend ist. Danach kommt es zu einer Schwellung der Lymphknoten. 

Diese Symptome klingen meist selbst wieder ab, die Infektion bleibt aber bestehen. Neun bis zwölf Wochen nach der Infektion treten in der zweiten Phase Allgemeinsymptome wie starke Kopfschmerzen, Hautausschläge, Fieber, Gewichtsverlust und einem ausgeprägtes Krankheitsgefühl auf. Auch diese Symptome können wieder verschwinden. Bleibt die Syphilis unbehandelt, bilden sich in der letzten Phase nach Jahren Geschwüre im ganzen Körper. Die Organe und das Nervensystem können irreversibel geschädigt werden. Syphilis ist im Anfangsstadium mit Penicillin sehr gut behandelbar.

Die Verwendung von Kondomen sowie Femidomen bei Vaginal-, Oral- und Analverkehr kann das Risiko einer Ansteckung mit Syphilis stark senken. 

Scabies

Scabies, oder umgangssprachlich Krätze, sind kleine Parasiten, die in der Haut leben und vor allem nachts einen starken, punktuellen Juckreiz auslösen. Sie werden meistens durch intensiven Körperkontakt übertragen. Eine Übertragung durch gemeinsam verwendete Kleidung, Handtücher oder Möbel ist ebenfalls möglich.

Die Symptome der Krätze treten normalerweise nach ein bis vier Tagen auf, bei Erstbefall allerdings erst nach vier bis sechs Wochen.

Als Behandlung wird meistens eine Creme verschrieben, welche am ganzen Körper aufgetragen wird und über Nacht einwirkt. Zusätzlich gibt es auch eine Tablette zur Einnahme. Bei jeder Behandlung sollte zudem der Wohnbereich intensiv gereinigt werden und Kleidung bei 60° gewaschen werden. Ohne menschlichen Wirt sterben die Parasiten nach 48-72 Stunden.

Chlamydia

Chlamydien zählen zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten, die bei ungeschütztem Geschlechts- und Analverkehr als auch Oralverkehr und Petting übertragen werden. Eine Ansteckung mit dem Erreger Chlamydia trachomatis führt primär zu eine Entzündung der Vagina oder des Penis. In weiterer Folge kann es zu einer Entzündung der Eileiter und Unfruchtbarkeit kommen.
Die Anzeichen einer Infektion sind Juckreiz, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, sowie Ausfluss im Genitalbereich. Allerdings verläuft eine Chlamydien-Infektion häufig ohne Symptome, sodass diese unentdeckt bleibt und unbewusst übertragen wird.

Chlamydien lassen sich sehr gut mit Antibiotika behandeln.  

Kondome oder Femidome bieten einen effektiven Schutz vor Chlamydien.

Trichomoniasis

Trichomoniasis ist die häufigste sexuell übertragene Erkrankungen weltweit.

Trichomonaden sind einzellige Geißeltierchen, welche von Mensch zu Mensch auf die Geschlechtsorgane und die unteren Harnwege sowie in Prostata und Samenblase übertragen werden. Sie können der Grund für Juckreiz, Brennen beim Wasserlassen oder Schmerzen beim Sex sein. Typisch ist ein gelblich-grünlicher Ausfluss, der sehr unangenehm riecht. Oft treten jedoch keine Symptome auf. Bei Nichtbehandlung besteht die Gefahr unfruchtbar zu werden. Zur Behandlung von Trichomoniasis werden Antibiotika eingesetzt. Kondome sowie Femidome können vor einer Infektion schützen. 

HIV

Das HI-Virus (Humane Immundefizienz-Virus) kann durch Sperma, Vaginalsekret und Blut übertragen werden, außerdem auch von Mutter auf Kind während Schwangerschaft, Geburt oder durch Stillen. Das Virus greift das Immunsystem an und zerstört Zellen, die sonst Infektionen bekämpfen. In der akuten Phase verursacht HIV oft unspezifische Symptome, die an Grippe erinnern (Fieber, Kopfweh, Müdigkeit). HIV ist nach wie vor nicht heilbar, jedoch gut behandelbar. Wird eine HIV-Infektion allerdings nicht behandelt, kann es zum Ausbruch von AIDS (Erworbenes Immundefizienz-Syndrom) kommen, der fortgeschrittensten Phase einer HIV-Infektion. In dieser treten aufgrund des jahrelang geschwächten Immunsystems Erkrankungen auf, die bei Menschen mit gesundem Immunsystem nicht, oder nicht in dieser Intensität, auftreten. Kondome sowie Femidome schützen vor einer Ansteckung mit HIV.

U = U (undetectable = untransmittable): Wenn die Viruslast einer HIV-positiven Person bereits für einen bestimmten Zeitraum unter der Nachweisgrenze liegt, ist eine Übertragung des Virus nicht mehr möglich und die Person ist somit nicht mehr infektiös.

PrEP (pre-exposure prophylaxis): Bei PrEP handelt es sich um ein Medikament, welches insbesondere für Personen bzw Situationen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko empfohlen ist, etwa wenn man (potentiell) ansteckende Partner*innen hat. PrEP wird in der Regel einmal täglich über einen längeren Zeitraum eingenommen und kann wie ein Kondom oder Femidom HIV-Infektionen verhindern.

PEP (Post-Expositions Prophylaxe): Kommt es zu ungeschütztem vaginalen oder analen Geschlechtsverkehr mit einer HIV-positiven Person (zB durch ein gerissenes Kondom), kann binnen 72 Stunden (je früher desto besser) mithilfe von HIV-Medikation eine Infektion mit HIV verhindert werden.


 

Gonorrhea

Die Gonorrhoe, umgangssprachlich Tripper genannt, ist eine bakterielle Infektion, die durch Gonokokken ausgelöst wird. Sie ist die zweithäufigste STI weltweit. Typische Symptome einer Gonokokken-Infektion treten einige Tage bis zu einer Woche nach der Ansteckung auf und manifestieren sich in brennenden Schmerzen in der Harnröhre beim Wasserlassen, sowie übelriechendem Ausfluss. In manchen Fällen befallen die Gonokokken die Eileiter und Gebärmutter und können zu Unfruchtbarkeit führen. Bei Männern ist eine Entzündung der Prostata und der Nebenhoden möglich. Die Infektion verläuft vor allem bei Frauen häufig asymptomatisch. 

Die Übertragung findet fast ausschließlich bei ungeschütztem Vaginal-, Oral oder Analverkehr statt, ist aber auch während der Geburt von einer infizierten Mutter auf das Kind möglich. Die Behandlung von Gonorrhoe erfolgt mit Antibiotika, allerdings zeichnen sich Gonokokken durch eine rasche Resistenzentwicklung gegenüber Antibiotika aus, sodass die Behandlung erschwert und manchmal nicht möglich ist.

Kondome oder Femidome bieten einen guten Schutz vor der Ansteckung.

Die Gonorrhoe zählt sowie die Syphilis zu den “klassischen” sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten, die im Geschlechtskrankheiten normiert sind.


 

HPV

Das Humane Papillomavirus (HPV) kann Warzen im Genital- und Analbereich hervorrufen, aber auch auch Krebs an der Gebärmutter, den Genitalien, im Anus und Rachenraum verursachen. Etwa 60-80 % der Menschen kommen im Laufe ihres Lebens mit dem Virus in Kontakt. Meist geschieht eine Ansteckung im Rahmen eines sexuellen Kontakts.

In 95 % der Fälle kommt es zu keinen Symptomen, das menschliche Immunsystem kann den Virus meist nach wenigen Monaten erfolgreich eliminieren. Als Prävention gibt es eine Impfung, die gegen die häufigsten Virustypen schützt.

Kondome sowie Femidom schützen nur bedingt vor einer Ansteckung, weil viele HP-Viren durch bloßen Hautkontakt übertragen werden können.